Am 2. September trafen sich Mitglieder von werken.ch zum Besuch der Design Biennale und zum anschliessenden Autstausch im Alten Botanischen Garten. Zwei Projekte sind ihnen besonders aufgefallen und sollen hier vorgestellt werden.
In Mitten des fast 200 jährigen Baumbestandes des alten Botanischen Gartens steht eine Skulptur, welche die Flexibilität und Fortschrittlichkeit des Baustoffes Holz ins Zentrum stellt. Beim Begehen und Umlaufen der dreidimensionalen, unendlichen Schlaufe eröffnen sich verschiedene Perspektiven auf die Skulptur und in den Park. «Infinity» ist eine gebaute Aufforderung für ein Denken und Handeln in Kreisläufen.
In Kollaboration mit Hector Egger Holzbau – einem der spannendsten Hightech-Holzbauunternehmen der Schweiz mit über 170 Jahren Firmengeschichte – hat das Szenograf:innen-Duo Ortreport eine ambitionierte Form entworfen und realisiert. Im Planungsprozess forschten die Holzbauexperten im Bernischen Langenthal und Ortreport aus Zürich im regen Austausch an den Konstruktions- und Ausdrucksmöglichkeiten des Projekts. Das Know-how des Familienunternehmens traf auf ein städtisches Szenografieverständnis.
Angetrieben von der gemeinsamen Lust, den Besuchenden ein räumliches Erlebnis zu bieten, loteten sie mit dieser Installation die Möglichkeiten der Schnittstellen zwischen Mensch und Maschine aus. Da die Schlaufe ohne Träger realisiert werden sollte, musste statisch wie bei einer Brücke gedacht werden. Mit einem speziellen Programm wurde die Tragfähigkeit anhand der dreidimensionalen CAD-Daten kontrolliert. Die Kurven wurden in Segmente aufgeteilt und die einzelnen Teile mit Hilfe einer Abbundmaschine (Hundegger Robot Drive) in Lastwagengrösse vorfabriziert. So kann die nomadische Struktur innert einem knappen Tag aufgebaut werden. Aluminiumteile – sogenannte Sherpa Holzverbinder – ermöglichen eine schnelle Fügung der bis zu 2 Tonnen schweren Elemente.
«Infinity» ist vollständig aus Fichtenholz von nachhaltig bewirtschafteten Wäldern produziert. Nach den Auftritten an verschiedenen Standorten wird die Skulptur zurück in die Produktion von Hector Egger Holzbau gebracht und Teile davon werden im Hochbau wiederverwendet. Das Restholz wird der Schnitzelheizung zur Produktion von Heizwärme zugeführt.
«Rooting» ist ein modulares Fliesensystem für Bodenbeläge im Aussenbereich. Sein markantes Design basiert auf Algorithmen, die in der Natur vorkommende Muster erzeugen. «Rooting» ermöglicht das Wachstum von Pflanzen, Gräsern und Moosen und wurde von AATB in Zusammenarbeit mit Atelier Luma / Luma Arles 2018–2020 entwickelt.
«Rooting» wird an der Design Biennale Zürich zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert und ist für die Swiss Design Awards 2021 nominiert.
«Rooting» ist eine umfangreiche Familie von Betonplatten, bei denen die Hälfte des Volumens mit Erde gefüllt ist, damit Pflanzen, Gräser und Moose wachsen können. Die Rückseite von «Rooting» ist löchrig wie ein guter Schweizer Käse. Dieses permeable Design ermöglicht es, dass Wasser abfliesst und gleichzeitig Pflanzen Wurzeln schlagen können.
Es gibt drei verschiedene Fliesentypen: Kern-, Übergangs- und Randfliesen: Sie lassen sich nahtlos aneinanderreihen, jedes Modul kann um 90 Grad gedreht werden, um an die benachbarten Module zu passen. Das bietet Flexibilität, um variable Flächen mit einem sich nicht wiederholenden Muster zu bedecken und so einzigartige Räume, Terrassen und Wege zu schaffen. Und, nicht zu vergessen: «Rooting» erfüllt die allgemeinen Vorschriften und Normen für Barrierefreiheit.
Das «Rooting»-Muster basiert auf dem “Reaction Diffusion”-Algorithmus, der für die Musterbildung in der Natur verantwortlich ist, wie z.B. bei Tierhäuten und Fellen oder Muschelschalen. AATB hat dafür eine Software entwickelt, die den gleichen Algorithmus verwendet und es ermöglicht, eigene Muster zu züchten – unterschiedliche Parameter erzeugen unterschiedliche Muster.